Arge finanziert ihre Angestellten mit Arbeitslosen-Mitteln

Veröffentlicht in Münstersche Zeitung von Stefan Bergmann am 8.03.2010

MÜNSTER 214 Menschen kümmern sich bei der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Münster darum, arbeitslosen Menschen wieder in Arbeit zu vermitteln. Das ist so teuer, dass der Lenkungsausschuss der Arge in der vergangenen Woche zugestimmt hat, die Verwaltungskosten mit 3,05 Millionen Euro im Jahr 2010 zu bezuschussen – mit Geld, das eigentlich in Eingliederungsmaßnahmen fließen sollte.
Daraus werden normalerweise Schulungen, Kurse und Projekte bezahlt, die Arbeitslosen helfen sollen, wieder einen Job zu finden. Ein Blick in die Finanzplanung 2010 der Arge zeigt noch mehr: Die Verwaltungskosten sind höher, als die Zuschüsse, die überhaupt bei den Arbeitslosen ankommen. Während sich Personalkosten, Sachkosten und Kosten für Dienstleistungen der Arbeitsgemeinschaft auf 16,99 Millionen Euro addieren, werden an die Arbeitslosen nur 15,35 Millionen Euro ausgezahlt.

Die Stimmung sei nicht gut gewesen im Lenkungsausschuss, erzählt einer, der dabei war. Mitglied Otto Reiners (Grüne) sagt: „Das ist unbefriedigend, denn das Geld müsste vom Bund kommen.“ Bei der Gründung der Arbeitsgemeinschaften habe offenbar niemand darauf geachtet, dass die Ausstattung des Topfes für Personalkosten „auskömmlich“ ist.

214 Mitarbeiter kosten 13 Millionen Euro
Auskömmlich heißt im Fall Münster: 214 Mitarbeiter kosten zusammen rund 13 Millionen Euro, das sind etwa 61.000 Euro pro Jahr brutto, inklusive Arbeitgeberanteil. Da das Geld aber hinten und vorne nicht reicht, wird es den Arbeitslosen genommen und den Angestellten gegeben. Und das in jedem Jahr, seit Gründung.

„Das machte jede Arge so“, sagte dazu Ulrike Otto, Leiterin der münsterschen Arbeitsgemeinschaft. Auch die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg räumt ein: „Man darf Geld umschichten, wenn man der Meinung ist, dass man lieber mehr Fallmanager haben möchte als Kurse für die Arbeitslosen“, so Pressesprecherin Frauke Wille.

„Wir halten uns an den bundesweiten Personalschlüssel“

„Fallmanager“, so heißen offiziell die Angestellten der Arge. Sie kümmern sich um die Arbeitslosen, vermitteln Kurse, helfen bei der Beantragung von Hartz IV, geben Rat und Tipps. „Streng genommen ist auch diese Tätigkeit eine Eingliederungshilfe“, sagt Otto. In Münster gebe es nicht mehr Fallmanager als anderswo, betont sie, „wir halten uns an den bundesweiten Personalschlüssel“.

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