Engagierte Diskussion um das Freiwillige Soziale Jahr

Veröffentlicht auf http://www.johanniter.de
Münster, 22. April 2010

FSJ-Träger stellten ihr Positionspapier vor
 

johanniter Beim politischen Gesprächsabend am 22. April in der Aula der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) haben die großen Träger von Freiwilligendiensten in Münster vor fast 200 Zuschauern ihre Positionen den anwesenden Politikern vorgestellt und diskutiert.

Thomas Sternberg (CDU/MdL), Christoph Jauch (FDP/Landtagskandidat), Robert von Olberg (SPD/Ratsherr), Otto Reiners (Bündnis90/Grüne/Ratsherr) und Ali Atalan (Linkspartei/Ratsherr) stellten sich den teilweise sehr kritischen Fragen der Freiwilligen.
Diese wiesen beispielsweise auf die Diskrepanz zwischen den politischen Sonntagsreden und den schlechten finanziellen Rahmenbedingungen speziell in Nordrhein-Westfalen hin: Fast in allen deutschen Bundesländer wird das Freiwillige Soziale Jahr vom Land gefördert, nicht jedoch in NRW.
 
Die Förderung von Freiwilligen wird auf der Bundesebene kontingentiert: Von 37.500 Freiwilligen werden lediglich ca. 17.000 Freiwillige im FSJ mit 72 Euro pro Monat gefördert. Fördersätze im Freiwilligen ökologischem Jahr dagegen liegen bei 153 Euro pro Monat. FSJ-Träger, die aufgrund der großen Nachfrage ihre FSJ-Plätze ausgeweitet haben, erhalten für zusätzliche Plätze seit 2006 keinen Cent mehr. Hier forderte Maria Loheide (Vorsitzende des Arbeitsausschusses Familie, Jugend, Frauen der LAG der freien Wohlfahrtspflege), die stellvertretend für die Träger der Freiwilligendienste auf dem Podium saß, ein Gesamtkonzept und eine einheitliche und verlässliche Linie. Gravierende Ungleichheiten in der Förderung der Freiwilligendienste müssten ausgeglichen werden. Die Träger benötigen eine Fördersicherheit zum weiteren Ausbau der FSJ-Plätze bei Beibehaltung guter Qualitätsstandards in der begleitenden Bildungsarbeit.
 
Auch bei den finanziellen Rahmenbedingungen herrschen zurzeit große Ungerechtigkeiten, wie die Frewilligen in ihren Wortbeiträgen aufzeigten: Beispielsweise müssen fast alle Freiwilligen ihre Fahrtkosten selbst tragen, ihre Ausweise werden nicht wie die von Zivis anerkannt oder ihr Taschengeld von im Schnitt 350 Euro wird als Einkommen angerechnet, falls ihre Eltern Hartz IV beziehen.
 
Mit großer Aufmerksamheit wurden die Antworten aufgenommen, unpräzise Antworten mit Unmut und klare Zusagen mit Applaus quittiert. Wahlkampf-Phrasen ließen die jungen Menschen den Politikern auf dem Podium nicht durchgehen. Moderator Jochen Voß führte durch den Abend und regte die Diskussion immer wieder an, indem er die Politiker zu klaren Worten animierte: Auf die Frage, ob sie sich künftig für eine Förderung der Freiwilligendienste mit Landesmitteln einsetzen würden, antworteten zwei der Befragten mit einem vagen „Jein“ (CDU, FDP) und drei einem uneingeschränkten „Ja“ (SPD, Grüne, Linkspartei) – was exakt die Linie zwischen Regierung und Opposition in Land und NRW widerspiegelt.
 
„Wir werden sie nach der Landtagswahl am 9. Mai an ihre Aussagen erinnern“, kündigte eine FSJlerin an.
 
Einig waren sich die Vertreter der Parteien in der Bewertung eines FSJ im Lebenslauf: Das FSJ sei eine Bereicherung für den Lebenslauf und eine gute Chance, einen Einblick in soziale Berufe zu bekommen. Zudem müsse die Anerkennungskultur für Freiwillige gestärkt werden.
 
Zu dem politischen Gesprächsabend hatten die vier großen Träger des Freiwilligen Sozialen Jahres in Münster eingeladen, fsj Bistum gGmbH, Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, DRK-Kreisverband Münster und Johanniter-Unfall-Hilfe im Regionalverband Münsterland/Soest. Gemeinsam begleiten sie im Kursjahr 2009/2010 über 1.000 Freiwillige in verschiedensten Einsatzgebieten.

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