Mittendrin statt außen vor

Veröffentlicht in Münstersche Zeitung am Freitag den 07. Juni 2013 von Jörg Gierse

Münster muss mehr für behinderte Arbeitnehmer tun, sagen die Grünen

MÜNSTER. Die Stadt hat die Inklusion behinderter Menschen zwar zur Chefsache gemacht, beschäftigt nach Meinung der Grünen aber selbst viel zu wenig gehandicapte Arbeitnehmer. Das Rathaus übertreffe die gesetzlich festgelegte Quote von fünf Prozent nur knapp, kritisieren Sozialpolitiker Harald Wölter und Arbeitsmarktexperte Otto Reiners gestern.
Zu wenig, um eine Vorbildfunktion für die Teilhabe Behinderter am ersten Arbeitsmarkt zu haben, meint das grüne Duo und verweist auf teils doppelt so hohe Quoten in anderen Großstädten. „In den nächsten zwei bis drei Jahren muss Münster deutlich nachlegen“, forderte Reiners. Als Mindestmaß nannte er die acht Prozent, die der Landschaftsverband Westfalen Lippe erreicht.
Für den Aktionsplan zur Inklusion, den die Stadt gerade vorgelegt hat, finden die Grünen aber trotzdem nur lobenswerte Worte. „Hervorragend“ sei das dicke Werk, das der Rat in der kommenden Woche berät, sagte Wölter. Allerdings kein fertiges Programm, sondern ein Rahmen, den die Politik nun mit konkreten Inhalt füllen müsse. Einen ersten Vorstoß dazu unternimmt seine Fraktion mit einem Leitantrag, der sich als Pilotbereich den „inklusiven Arbeitsmarkt“ vornimmt.
Denn die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten steigt auch in Münster, „und zwar nicht saisonbedingt“, so Reiners. Weil Arbeit aber entscheidend dafür sei, „mittendrin statt außen vor“ sein zu können, schlagen die Grünen ein ganzes Bündel von Verbesserungen vor, die die Stadt in den kommenden Jahren anstoßen oder selbst umsetzen soll. So möchten sie mehr Integrationsunternehmen ansiedeln, mit einem „Budget für Arbeit“ Anreize für die Beschäftigung behinderter Arbeitnehmer schaffen und einen besseren Übergang behinderter Schüler in den Beruf organisieren.
Den konkretesten Schritt erwarten Reiners und Wölter von der Stadtverwaltung selber: Binnen eines Jahres soll sie mindestens fünf Stellen für Menschen einrichten, die bisher in Behindertenwerkstätten arbeiten. Die Hälfte der Kosten dafür würde das Land übernehmen. gie

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